Allgemeine Informationen zur standortgemäßen Rasenpflege

Rasenflächen sind Pflanzengesellschaften mit wechselnden Anteilen an Gräsern und Kräutern. Sie sind meist ein fester Bestandteil der mittlerweile fast 17 Millionen Haus- und Kleingärten Deutschlands. Sie sollen den unterschiedlichsten Ansprüchen gerecht werden und möglichst auf den verschiedensten Standorten problemlos gedeihen. In ästhetisch ansprechender Form sollen sie das Gesamtbild des Gartens abrunden.
Die erforderlichen Pflegemaßnahmen sind abhängig von der Beanspruchung dieser Flächen. Grundsätzlich gilt: je weniger diese Grünflächen strapaziert werden, desto extensiver oder weniger aufwendig gestaltet sich deren Pflege. Die Blumenwiese lässt sich mit vergleichsweise wenig Arbeitsaufwand erhalten (1-2 maliges Mähen im Jahr, wobei das Schnittgut abzutragen ist). Allerdings ist sie nicht strapazierbar und in ihrer Zusammensetzung weitgehend standortabhängig. Das andere Extrem ist der sogenannte "Vielschnittrasen" (in perfekter Form auch als Englischer Rasen bekannt). Er ist zwar vergleichsweise arbeitsintensiv (Mähen, Düngen usw.), dafür aber auch gut belastbar.
Der Kompromiss liegt wie immer zwischen den beiden Extremen. Jeder Gartenbesitzer muss sich darüber im Klaren sein, welchen Anforderungen die Grünfläche gewachsen sein soll. Häufig wird eine strapazierfähige Rasenfläche gewünscht, die zu jeder Jahreszeit begehbar ist und auch eine tobende Kinderschar ohne bleibende Spuren verkraftet. Im Gegensatz zur Blumenwiese gelingt dies nur, wenn durch geeignete Pflegemaßnahmen der Anteil der Gräser gezielt gefordert wird. Sie sind besonders wuchsfreudig und können innerhalb kurzer Zeit eine geschlossene tragfähige Pflanzendecke bilden.

Schnitt
Regelmäßiger Schnitt fördert die Narbendichte, weil die Gräser, je nach Art, dazu angeregt werden vermehrt Seitentriebe oder Ausläufer zu bilden. Für keimende, wenig trittfeste Wildkräuter bleibt wegen der hohen Wachstumsgeschwindigkeit der Gräser kaum noch Raum. Dabei kommt der Schnitthöhe eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu. Das Optimum liegt zwischen 4 und 6 cm Schnitthöhe. Je tiefer der Schnitt erfolgt, desto weniger Nährstoffe verbleiben dem Gras für den Wiederaufwuchs. Die Grasnarbe neigt zum Kümmerwuchs und es muss ein erhöhter Düngungsaufwand betrieben werden. Wer in Trockengebieten (ca. 500 mm NS/Jahr) seinen Rasen mit möglichst wenig Bewässerung über die Runden bringen will, sollte die obere Schnittgrenze wählen. Ein höherer Nährstoffvorrat ist hier gleichbedeutend mit höherer Widerstandskraft. Gleichzeitig wird der Boden besser beschattet und damit die Wasservorräte ökonomischer genutzt. Lediglich im Herbst ist darauf zu achten, dass der Rasen nicht zu hoch in den Winter geht, um Pilzkrankheiten vorzubeugen. Normalerweise wird das Schnittgut abgeräumt und kann sehr gut zur Kompostierung oder zum Mulchen zwischen Stauden oder Sträuchern verwendet werden. Es kann allerdings auch auf der Rasenfläche verbleiben und dort wie ein organischer Stickstoffdünger wirken. Voraussetzung ist allerdings, dass häufiger gemäht wird, damit der Rasen nicht vom dem abwelkenden Material erstickt wird.

Düngung
Durch den wiederholten Rasenschnitt werden Nährstoffe verbraucht und über das Schnittgut von der Fläche transportiert. Rasengräser haben zwar ein sehr dichtes Wurzelnetz, aber die Hauptwurzelmasse befindet sich in den oberen 10 cm des Bodens. Eine ausreichende Nachlieferung an Nährstoffen aus dem Unterboden ist daher nicht zu erwarten. Der notwendige Ausgleich muss dementsprechend mit der Düngung erfolgen. Ein Volldünger (NPK) mit 30 g/m2 ist höchstens einmal im Jahr (Frühjahr o. Herbst) angezeigt, denn eine zu hohe Phosphor- und Kalizufuhr fördert das Kräuterwachstum. Eine reine Stickstoffdüngung in etwa gleicher Höhe (20-30 g/m²) wirkt dagegen als "Motor" für das Gräserwachstum. Anhand der Menge und der Häufigkeit des Stickstoff-Einsatzes lassen sich Narbendichte und Schnitthäufigkeit recht gut steuern. Für einen normal strapazierten Rasen genügen im Allgemeinen 2-3 Teilgaben/Jahr (umgerechnet 10 g N/m²+Jahr). Aus dem reichhaltigen Düngemittelangebot sollten vorzugsweise physiologisch sauer wirkende (Ammonium-haltig) Stickstoffdünger zum Einsatz kommen, da die meisten Rasengräser ein schwach saueres Bodenmilieu bevorzugen (pH-Werte 5-6). Falls das Schnittgut auf der Fläche verbleibt, so ist es als organischer Dünger zu betrachten und mit etwa 1 0 g N/m²+Jahr anzurechnen. Das bedeutet, dass in diesem Falle für wenig beanspruchte Grasflächen kein zusätzlicher Düngungsbedarf mehr besteht.

Bewässerung
Intensiv wachsende Rasenflächen verbrauchen in den Sommermonaten etwa 5l Wasser / m2+Tag (zum Vergleich: durchschnittliche Niederschläge betragen etwa 50 mm/ Sommermonat). Trockenschäden sind daher zumindest in Rheinhessen und der Pfalz regelmäßig zu erwarten. Der Grasbestand erholt sich allerdings recht schnell nach den ersten ausgiebigeren Niederschlägen. Trockenschäden können durch Beregnung verhindert werden, was allerdings mit einem erheblichen Wasserverbrauch (Kosten) verbunden ist. Dabei sind kleine Wassergaben zu vermeiden. Wassermengen von mindestens 20 l/m² sollten in einer Gabe in den Morgenstunden im Abstand von 4 Tagen gegeben werden.

Vertikutieren
Unter Vertikutieren versteht man eine nur wenige mm tief reichende Bearbeitung der Rasenfläche mit speziellen Messerwerkzeugen. Durch Auflockerung des Rasenfilzes, und ein Loslösen von Moos und anderen Unkräutern wird dem Gras mehr Licht und Luft, d. h. bessere Wachstumsbedingungen verschafft. Vertikutiert wird vorzugsweise im Frühjahr. Die Wirkung kann durch anschließendes Aufbringen von Sand noch verstärkt werden. Der Rasenfilz bleibt länger wasserdurchlässig. Im Laufe der Zeit können damit flache Senken auffüllen.

Ver(un)krautung
Eine strapazierfähige Rasenfläche muss nicht ausschließlich aus Gräsern bestehen. Im Gegenteil, ein gewisser Anteil blühende Kräuter (weiße Gänseblümchen, blauer Ehrenpreis, gelber Löwenzahn) bilden Farbtupfer, welche die einheitliche grüne Grundfarbe auflockern, ohne die Belastbarkeit des Rasens zu verringern. Unter Beachtung der obengenannten Maßnahmen haben die Gräser meist einen ausreichenden Konkurrenzvorsprung, um ein unangemessenes Wachstum der Kräuter zu unterdrücken. Sollten sich einzelne Arten (z. B. Moose, Algen, Klee, Ehrenpreis, Gundermann, Homkraut u. ä.) jedoch flächenhaft ausbreiten, liegt das häufig an Fehlern bei der Rasenpflege und es müssen Gegenmaßnahmen ergriffen werden, um die Rasenfläche zu erhalten. Ein Rasen ist wie eingangs erwähnt eine Pflanzengesellschaft. Je nach den Standortbedingungen werden die einzelnen Arten mehr oder weniger stark gefördert. Handelt es sich dabei um unerwünschte Arten (z. B. Moose) kann ein Herbizid nur kurzfristig Abhilfe schaffen. Es entstehen dadurch Lücken, die am besten nachgesät werden sollten, damit sich darin wieder Gras etablieren kann.

Für einen längerfristigen Erfolg gilt es jedoch die Ursachen der Verkrautung zu beseitigen, die im Einzelfall erst einmal erkannt werden müssen. Zu häufiger und tiefer Schnitt plus mangelhafte N- Düngung fördern beispielsweise den fadenblättrigen Ehrenpreis und Kleearten. Ampfer und Wegericharten bevorzugen verdichteten Boden. Moose breiten sich insbesondere auf schlecht abtrocknenden, schattigen Flächen verstärkt aus. Ein zu niedriger pH-Wert und widrige Wachstumsbedingungen f'ür die Gräser (z. B. Stickstoffmangel, Bodenverdichtung) tun ein übriges. Im Schattenbereich unter Bäumen und Sträuchern herrschen für Gräser ungünstige Bedingungen. Hier kann man durch Mulchen oder die Verwendung von Bodendeckern eine Verkrautung weitgehend verhindern und zudem Wasser sparen.
Bereits mit der Raseneinsaat gilt es unerwünschter Verkrautung vorzubeugen, indem standortangepasste Grasarten (z. B. schattentolerant) ausgesät und Wurzelunkräuter dauerhaft beseitigt werden.

Interessante Homepage zum Thema Rasen:
http://www.rasengesellschaft.de/


Bernd.Augustin@dlr.rlp.de     www.gartenakademie.rlp.de