Rasen im Hausgarten - Neuanlage von Rasenflächen

Rasen im Hausgarten – Neuanlage von Rasenflächen
Rasen ist nicht gleich Rasen: Man unterscheidet in die Rasentypen Zierrasen, Gebrauchsrasen, Strapazierrasen und Landschaftsrasen (Extensivrasen). Die Blumenwiese ist als Sonderfall des Landschaftsrasens zu sehen, mit besonderem Wert auf den Blühaspekt. In den meisten Fällen soll ein Rasen am Haus unkompliziert und belastbar sein. Man möchte darauf laufen, spielen, liegen und feiern können, und die regelmäßigen Pflegearbeiten sollen nicht sehr aufwendig sein. Neben dem Sport und der Erholung kann der Rasen aber auch als Lebensraum von Flora und Fauna dienen (Blumenwiese).
Die Rasenfläche erfüllt im eigenen Garten noch weitere Funktionen. Sie ist, ähnlich wie ein Baum, eine produktive Sauerstoff-Fabrik. Rasen schützt den Boden vor Auswaschung von Nährstoffen, insbesondere Stickstoff. Das Wurzelsystem hält den Boden fest und bewahrt ihn vor Erosion. Rasen reguliert durch die Verdunstung von Bodenwasser und Tau die Temperaturen und spendet im Sommer Kühle und Luftfeuchte. Bei der Neuanlage einer Rasenfläche entscheiden letztendlich die geplante Nutzung und der Pflegeaufwand über den zu wählenden Rasentyp.

Neuanlage von Rasenflächen
Bis auf wenige Ausnahmen, wie z.B. vollschattige Standorte, ist es möglich, bei der Verwendung geeigneter Saatgutmischungen und ausreichender Pflege einen schönen Rasen zu etablieren und dauerhaft zu erhalten. Ein weit verbreiteter Irrtum ist jedoch die Annahme, dies sei einfacher und sicherere durch das Verlegen eines Rollrasens zu erreichen: Die Bodenvorbereitung ist bei beiden gleich und muss sorgfältig durchgeführt werden! Auch der Rollrasen gedeiht nur, wenn er standortgerecht ist und die Pflege „stimmt“. Sein einziger Vorteil: Er ist sofort nach der Verlegung begehbar, jedoch erst nach 6-8 Wochen voll belastbar (sonst Schäden!) während dies bei der Aussaat länger dauert. Bis zur Nutzung vergehen hier mehrere Monate und das Aussehen eines frisch verlegten Rollrasens wird erst nach über einem Jahr erreicht.

1. Bodenvorbereitung
Die Bodenvorbereitung hat zum Ziel, ein einheitliches Oberbodengemisch mit ausreichender Sandabmagerung zu erreichen. Diese oberste Bodenschicht sollte mindestens 15 bis 20 cm dick sein.

1.1 Bodenverbesserung
Optimal ist ein humoser, anlehmiger bis lehmiger Sandboden. In den Gärten findet man häufig einen zu schweren (lehmigen) Mutterboden. Dieser kann durch Einmischen von gewaschenem Rheinsand (Korngröße bis 2mm) durchlässiger für Luft und Wasser gemacht werden. Wichtig: Rasengräser mögen nämlich keine Staunässe und "nassen Füße". Dabei gilt: je schwerer der Boden, desto mehr grobkörniges Material wird untergemischt.
Sehr sandige Böden werden durch Beigabe eines gut umgesetzten Grünkompostes verbessert. Sie speichern dann besser Nährstoffe und Wasser. Bei reinen Sandböden wird bis zu 30l/m² benötigt, bei humosen Böden natürlich entsprechend weniger. Wichtig ist, dass diese strukturverbessernden Materialien gleichmäßig mit dem Oberboden vermischt werden. Bei kleinen, nur wenige m² großen Flächen kann diese noch mit dem Spaten bewerkstelligt werden, bei größeren Rasenflächen werden Motorgeräte eingesetzt. Insbesondere wenn der Boden nach Bauarbeiten verdichtet ist, sollte er unbedingt tief gelockert werden! Nach der tiefen Bodenbearbeitung sollte der Boden sich über einige Wochen absetzen können. Diese Rückverdichtung, die man bei trockenem Boden durch Walzen mit einer leichten Walze beschleunigen kann, schützt vor später auftretenden Absackungen und Unebenheiten.

1.2 Gründüngung und Saatbeetvorbereitung
Ideal als Bodenvorbereitung ist auch eine Gründüngung mit Leguminosen und anderen Kräutern (z.B. Phacelia, Bitterlupine), die den Boden sehr tief auflockern und wertvolle organische Substanz und Nährstoffe liefern. Leider wird die Gründüngung in der Praxis kaum mehr durchgeführt.
Wie wird nun eine Gründüngung durchgeführt? Die Aussaat der Gründüngung erfolgt im Frühjahr. Etwa Mitte August wird der Aufwuchs in den Boden eingefräst. Nachdem der Boden sich gesetzt hat, erfolgt die Raseneinsaat dann Anfang bis Mitte September.
Kurz vor der Einsaat wird dann das eigentliche Saatbett vorbereitet. Wegen der sehr feinen Rasensamen muss es feinkrümelig und eben sein. Nur dann ist ein guter Bodenschluss sicher gestellt. Hierzu werden die obersten 3 bis 4 cm von Steinen, Wurzelwerk oder anderen groben Teilen befreit und fein gekrümelt. Nun ist der Boden für die Einsaat vorbereitet.

1.3 Starter-Düngung
Vor der Rasenneuanlage ist es ratsam, die Nährstoffversorgung und die Bodenreaktion durch eine Bodenprobe analysieren zu lassen. Unmittelbar vor dem Säen erfolgt die erste Düngung. Damit die jungen Rasenpflanzen schnell ein dichtes Wurzelnetz und viele Blätter bilden, benötigen sie die richtigen Nährstoffe in ausreichender Menge. Die Gräser brauchen bei der Aussaat stickstoff- und phosphathaltige Dünger. Diese Starter-Dünger regen das Wurzelwachstum an. Wurde entsprechend viel Kompost eingebracht, ist damit die erste Düngung bereits erfolgt!

2. Ansaat

2.1 Saatgut
Das richtige Saatgut ist der entscheidende Faktor für einen schönen Rasen. Entscheidend für die Auswahl des Rasensaatgutes sind die vorgesehene Nutzung bzw. Funktion der Rasenfläche und die Standortvoraussetzungen (Bodenart, Nährstoffgehalt, Wasserversorgung, Lichtverhältnisse etc.).
Grasflächen bestehen aus verschiedenen Gräserarten und / oder -sorten. Mit zunehmender Beanspruchung der Fläche sollte der Anteil an stärker wachsenden und robusten Gräsern größer sein. Gute Rasenmischungen enthalten speziell für die Rasennutzung gezüchtete Gräser. Für Rasengräser werden ca. 12 Arten züchterisch genutzt. Für die Funktion eines Gebrauchs- oder Strapazierrasens ist eine Rasenmischung aus den Arten Deutsches Weidelgras, Wiesenrispe, Rotschwingel und Rotes Straußgras und ihren Sorten geeignet. Bei einem Schattenrasen sollte die Rasenmischung einen Anteil von 5% Lägerrispe (Poa supina) enthalten. Andererseits kann ein Hausrasen aber auch rein repräsentativen Zwecken dienen. In diesem Fall wird er kaum betreten oder belastet. Für einen Zierrasen sind die Rasengräser Rotschwingel, Wiesenrispe, Lägerrispe und Zarte Kammschwiele geeignet. Neben den Arten ist auch eine Sortenkenntnis von Bedeutung. Die Rasensorten sind in der Beschreibenden Sortenliste des Bundessortenamtes für Rasengräser beschieben. Von den 12 Gräserarten können ca. 263 Sorten abgeleitet werden. Regel-Saatgut-Mischungen (RMS) sind Gräsermischungen, in denen für die verschiedenen Standorte und Nutzungen Artenmischungen und Sorteneignungen für den jeweiligen Verwendungszweck festgelegt sind. Diese Mischungen sind im Saatgut-Fachhandel erhältlich. Sie sind zwar teurer als Mischungen mit billigen Futtergräsern, aber auf jeden Fall ihr Geld wert. Auch bei bester Pflege gelingt es nicht, aus Mischungen mit stark wachsenden Futtergräsern einen qualitativ hochwertigen Rasen zu erzeugen. Da bei der Vielfalt von Angeboten und Preislagen die Trennung der Spreu vom Weizen für den Laien schwer fällt, ist die Beratung im Saatgutfachhandel zu empfehlen. Gutes Rasensaatgut ist auch einige Jahre nach seiner Abmischung immer noch ausreichend keimfähig.

2.2 Saatvorgang
Die Aussaat erfolgt je nach Witterung in den Monaten von Mai bis September. Die beste Jahreszeit für die Anlage eines Rasens ist der Herbst ab Mitte August bis Ende September. Der Boden hat die Wärme des Sommers gespeichert, und die Niederschläge im Herbst erleichtern das Feuchthalten des Keimbettes. Die Angst, dass eventuell auftretende Frühfröste dem Saatgut schaden, ist unbegründet. Leider werden die meisten Aussaaten jedoch im Frühjahr vorgenommen. Dann aber häufig auch noch zu früh, denn Rasensaatgut keimt erst ab einer Bodentemperatur von mindestens 10°C. Für ein zügiges Wachstum sind Temperaturen von 14°C bis 25° C notwendig. Temperaturen über 10°C sind im Boden meist erst Anfang bis Mitte Mai erreicht. Oft gibt es in diesem Zeitraum auch schon ausgeprägte Hitze- und Trockenperioden. Sie erschweren das ständige und vor allem ausreichende Feuchthalten des Keimbettes. Viele Aussaaten im Frühjahr sind deshalb Misserfolge, weshalb sich kein gleichmäßig dichter Rasen entwickelt.
Die gleichmäßige Verteilung des Saatgutes erfolgt am besten mit einem Streuwagen. Er garantiert die richtige Saatmenge und verhindert Über- oder Unterdosierungen. Weiterhin lässt sich das Saatgut einfacher verteilen, wenn es mit feinkörnigem Sand gemischt wird. Bezüglich der Saatgutmenge gilt nicht der Satz "Viel hilft viel". Im Gegenteil. Bei zu viel Saatgut behindern sich die Gräser gegenseitig in der Entwicklung, und es kommt sehr häufig zu Pilzkrankheiten, welche die Gräser zerstören. Im Allgemeinen ist eine Saatgutmenge von 20 bis 25 g/m² für die Entwicklung eines dichten Rasens absolut ausreichend. Häufig liegen jedoch gerade bei ungeeigneten Billigmischungen die empfohlenen Aufwandmengen deutlich höher. Die Saatguttiefe sollte 0,5 bis 1,5 cm betragen. Liegen die Samen höher, trocknen sie aus oder werden von Vögeln gefressen, wenn sie tiefer liegen, fehlt das für die Keimung notwendige Licht. Das Saatgut muss daher nach dem Ausbringen oberflächlich mit einem Rechen eingearbeitet werden. Hierdurch wird das Saatgut bis ca. 1 cm Tiefe im Boden eingeigelt und hat besten Bodenkontakt. Die rauhe Bodenoberfläche sorgt zusätzlich dafür, dass Regen und Beregnungswasser schneller versickern und den Boden nicht fortschwemmen. Das immer wieder empfohlene Walzen der Fläche sorgt zwar auch für einen Bodenschluss des Saatgutes, verdichtet aber die Bodenoberfläche und es kommt sehr rasch zu Abschwemmungen. Zudem bleibt alles Saatgut an der Oberfläche liegen und kann rasch austrocknen.

3. Pflege der jungen Saat

3.1 Wässern
Die Keimung der verschiedenen Rasengräser in einer Mischung verläuft unterschiedlich lang. Während Deutsches Weidelgras innerhalb von gut einer Woche keimt, benötigt Rotschwingel fast 2 Wochen und Wiesen- und Lägerrispe gut 3 Wochen. In dieser Zeit können die Keimlinge ihren hohen Wasserbedarf noch nicht durch ein perfektes Wurzelsystem decken; dieses muss sich erst noch ausbilden. Daher ist in diesen ersten 3 bis 4 Wochen nach der Aussaat eine geregelte Wasserversorgung entscheidend für den Erfolg. Die obere Bodenschicht muss stets genügend Feuchtigkeit enthalten, damit die empfindlichen feinen Rasenkeimlinge nicht austrocknen. Daher muss bei trockener Witterung regelmäßig beregnet werden, so dass der Boden gleichmäßig feucht bleibt. Bereits nach 4 bis 7 Tagen ist das erste Ergebnis in Form von zarten, grünen Hälmchen zu sehen. Trotzdem muss jetzt die Bewässerung kontinuierlich ca. 3 Wochen weitergeführt werden. Eine schlechte oder ungleichmäßige Keimung ist fast immer das Ergebnis einer unzureichenden Wasserversorgung. Wenn das Saatgut einmal aufgequollen ist und der Keimvorgang eingesetzt hat, darf dieser Vorgang nicht zum Stillstand kommen. Sobald jedoch das Saatbett austrocknet, wird der Keimprozess gestört und der Keimling stirbt ab. Kahlstellen oder schütterer Rasen sind die Folge. Deshalb darf während der ersten 3 Wochen das Keimbett nicht austrocknen.

3.2 Erster Schnitt
Wenn das Gras 8 bis 10 cm hoch gewachsen ist, erfolgt der erste Schnitt, aber nicht tiefer als 5 cm. Das Schnittgut wird aufgesammelt. Es ist darauf zu achten, dass die Messer des Mähers scharf sind, und die Gräser sauber geschnitten werden. Stumpfe Messer reißen eventuell die noch nicht fest verwurzelten Gräser aus dem Boden und hinterlassen ausgefranste Wundränder an den Blättern. Dies sieht zum einen unschön aus, zum anderen können in diese Wunden leicht Krankheitserreger eindringen.
Lücken entstehen meistens durch ungleichmäßige Ausbringung des Saatgutes, insbesondere dann, wenn das Saatgut per Hand ausgestreut wurde. Auch darf das Saatgut beim Einrechen nicht zu tief vergraben werden. Manchmal bleiben auch Lücken an kleinen Senken übrig, da hier das zusammen laufende Wasser das Saatgut erstickt hat. In beiden Fällen müssen diese Lücken so rasch wie möglich mit der Originalmischung nachgesät werden.

3.3 Unkräuter
Gute Rasenmischungen enthalten keine oder nur vernachlässigbar geringe Mengen an Unkrautsamen. Mit dem Rasensaatgut aufkeimendes Unkraut stammt aus dem sehr großen Samenvorrat eines jeden Bodens. Diese Unkrautsamen finden natürlich durch die gute Saatbettvorbereitung ideale Auflaufbedingungen vor. Deshalb sind manche Raseneinsaaten auch stark mit Unkraut durchsetzt. Doch keine Panik: Viele dieser Unkräuter verschwinden durch den regelmäßigen Schnitt von selbst, da es sich um nicht schnittverträgliche Ackerunkräuter oder einjährige Kräuter handelt. Auch deshalb ist das rechtzeitig einsetzende und regelmäßige Mähen so wichtig. Die noch verbleibenden, ausdauernden Unkräuter wie Gänseblümchen, Löwenzahn können manuell ausgestochen werden.


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